Spät am Abend kam Fredi mit der schönsten Eisenbahnstrecke Schottlands aus Glasgow zurück und hatte ihre Mutter Claudia mitgebracht, die sie dort vom Flughafen abgeholt hatte. Zu dritt würden wir in der kommenden Woche den Kaledonischen Kanal durchfahren, der Schottland von Südwest nach Nordost ein mal komplett durchquert. Mit 29 Schleusen legt man dabei insgesamt 42 Höhenmeter zurück und überquert mehrere Löcher, das größte und berühmteste von ihnen ist kein geringeres als Loch Ness. Neptune’s Staircase, eine Schleusentreppe mit 8 Schleusen am Stück, hielt uns gleich zu Beginn für etwa vier Stunden auf Trab, beobachtet von zahlreichen Zuschauern wurde Moana Kammer für Kammer weiter angehoben. Oben angekommen durchfuhren wir einen lieblichen schmalen Kanal, der wie eine Allee mit Bäuken gesäumt war, und setzten auf Loch Lochy die Segel. Hohe Berge standen links und rechts des Ufers und wir hatten das Gefühl, auf einem Gebirgssee zu sein. Trotz kräftigen Winds gab es keinerlei Welle, was nach den letzten Wochen eine unglaubliche Erholung war.

 

 

 

An einem kleinen Schwimmsteg machten wir für die Nacht fest, sammelten Himbeeren und wanderten am nächsten Tag auf die umliegenden Berge, wobei ich das ausnahmsweise beste Wetter nutzte, um mit dem Gleitschirm wieder hinabzufliegen. Nach einem weiteren Kanalabschnitt erreichten wir Loch Oich, unser Lieblingsloch, das mit vielen Windungen verwunschen durch einen blühenden Wald führte. Der Anker fiel vor einer Burgruine, wo wir in absoluter Ruhe die Abendsonne genossen. In Fort Augustus wartete die nächste Schleusentreppe auf uns und wir merkten schnell, dass wir am Anfang von Loch Ness angekommen waren: Statt den bisher weitgehend einsamen Highlands erwarteten uns hier Touristenbusse voller Deutscher und Japaner, die die kleinen Straßen thrombosierten und im großen Stil in die Souvenirläden einmarschierten, wo es Nessie in allen Darreichungsformen gab: Nessie-Bücher, Nessie-Plüschtiere, Nessie-Schokolade, Nessie-Whiskey, einfach alles. Da uns auf Loch Ness sieben Windstärken von vorn erwarteten, blieben wir trotzdem einen weiteren Tag dort und liefen eine Etappe des Great Glen Trail auf dem Höhenrücken oberhalb von Loch Ness von Invermoriston nach Fort Augustus. Sehr schön war es!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach Wetterberuhigung überquerten wir Loch Ness, aber keine Spur von einem Monster. War zwar zu erwarten, aber ein bisschen traurig waren wir dennoch. In Inverness endet der Kaledonische Kanal und mündet in die Nordsee, genauer gesagt, in den Moray Firth. Wir blieben allerdings noch eine knappe Woche vor Ort, erledigten einige Arbeiten am Boot, machten einen Ausflug nach Glasgow und ließen unser Großsegel von einem Segelmacher überholen.