Von Leixoes aus war es nur noch ein kleiner Hüpfer entlang der Küstenlinie nach Galizien in Spanien. Dort gefiel es uns richtig gut, es gab grün bewachsene Berge, Nadel- und Eukalyptuswälder, Landzungen mit Heidekrautbewuchs und Leuchttürmen sowie Ankerbuchten mit feinen Sandstränden. Eigentlich hätten wir noch sehr lange in diesem Revier bleiben können, aber für die kommende Woche sah das Wetter perfekt für die Biskayaüberquerung aus und wer weiß, wann das das nächste Mal der Fall sein würde. Daher beschlossen wir, nur eine knappe Woche in Galizien zu verbringen, wo wir ein bisschen wanderten und unseren Motorbatteriehauptschalter ersetzten, und dann zügig die Biskaya zu überqueren. In A Coruna hatten wir zum ersten Mal das Gefühl, so langsam nicht mehr im Süden, sondern in Mitteleuropa angekommen zu sein, als wir durch die Stadt schlenderten. Auch das Wetter wurde langsam deutlich durchwachsener mit Regenschauern und viel Bewölkung. Hier stieß Thomas zu uns, der uns auf unserer Überfahrt unterstützte.

 

Die Biskaya präsentierte sich von ihrer besten Seite: Moderate Segelwinde, maximal 1-1,5m Wellenhöhe, viel blauer Himmel, Delfine und sogar ein kleiner Haifisch zeigten sich uns. Leider hatten wir auch viel Flaute und mussten entsprechend einen Teil mit Motor fahren. Drei Tage und drei Nächte verbrachten wir ohne nennenswerte Komplikationen auf hoher See, bis wir am vierten Morgen in die südwestliche Bucht der Insel Ouessant einliefen und an der Muringboje festmachten. Nach ein paar Stunden Schlaf paddelten wir zur kleinen Pier und erkundeten die wunderschöne Insel mit gemieteten Fahrrädern. Bei strahlendem Sonnenschein hatten wir das Gefühl, in einer Bilderbuchlandschaft unterwegs zu sein. Nur den lange ersehnten Crepe fanden wir leider nicht und speisten wir auf dem Schiff.

 

 

 

 

 

 

Das Seegebiet um die Insel herum ist berüchtigt, da starke Gezeitenströme zwischen den vielen Felsen und Inseln hindurchschießen, insbesondere, aber nicht nur im Winter starke Stürme über die Bretagne hinwegfegen und beides zusammen zu hohen, brechenden Wellen führt, die selbst schon großen Schiffen zum Verhängnis geworden sind. Nach einem großen Tankerunglück vor vielen Jahren wurden daher zahlreiche Leuchttürme in der Umgebung gebaut, einen von denen kannten wir von dem bekannten Foto, auf dem eine bestimmt 10m hohe Welle von hinten an den Leuchtturm donnert, während auf der vorderen Seite der Leuchtturmwärter, fast wie eine Spielzeugfigur wirkend, durch die geöffnete Tür herausschaut, neugierig auf den Helikopter, von welchem aus das Bild aufgenommen wurde. Aktuell konnten wir uns solche Bedingungen allerdings kein bisschen vorstellen, denn die See war ruhig und von starkem Wind keine Spur. Strömungen gab es natürlich trotzdem und wir mussten sie gut in unsere Planung einbeziehen, damit wir es zum Festland nach Camaret-sur-Mer schafften und nicht, wie es in einem Bericht stand, von hinten von einer Fahrwassertonne überholt wurden.

In Camaret fanden wir endlich unseren heißersehnten Crepe und spazierten durch das etwas touristische, aber insgesamt noch sehr nette und ursprüngliche Fischerdorf. Am nächsten Tag tankten wir und fuhren die letzten paar Seemeilen in die Förde hinein nach Brest, wo wir im Hafen festmachten. Die Stadt war nicht übermäßig hübsch, aber sehr lebenswert mit buntem Treiben in den Cafés, jungen Leuten in den Parks und Boule spielenden älteren Herren unter Platanen. Abends gönnten wir uns erneut Crepes, bevor Thomas uns am nächsten Tag verließ und wir noch ein bisschen am Boot arbeiteten. Der Hafen stellte kostenlose Leihräder zur Verfügung und so bunkerte ich noch viel gutes französisches Essen, denn wir hatten frisch beschlossen, von hier nach Großbritannien zu segeln und da würde es bekanntlich nicht die beste Küche geben. Eine Seekarte von Großbritannien suchte ich allerdings vergeblich, obwohl ich in vielen gut ausgestatteten Seefahrtsbedarfläden war. Man schien es hier mit großem Unverständnis zu betrachten, dass jemand überhaupt den Wunsch hegen könnte, die schönen französischen Gewässer wieder verlassen zu wollen. Und so war es in jedem Laden das gleiche Schauspiel: Der Verkäufer fragte nach dem Vortragen meines Anliegens in gebrochenem Englisch noch mal verwundert nach: “Grå Brittöön? Proböbly notte…” und ging dann die Schublade mit den Karten durch “Golfe de Gascogne 1, Golfe de Gascogne 2, Bretagne Nord, Bretagne Sur, La Manche, La Manche, Bretagne Sur, La Manche… Non, monsieur, excusez moi.” Nun ja, wir hatten immerhin noch die Reservekarte auf dem Handy und würden es damit schon bis ins Vereinigte Königreich schaffen.